Woman at War
Benedikt Erlingsson, Iceland, France, 2018o
Fifty-year-old Halla is secretly waging a one-woman-war on the local aluminium industry, engaging in everything from petty vandalism to outright industrial sabotage. But then, she receives notice that her application to adopt a child has finally been accepted and there is a little girl waiting for her in Ukraine. As Halla prepares to abandon her role as saviour of the Highlands, she decides to carry out one final attack.
Regisseur Erlingsson vermischt mit der grandiosen Hauptdarstellerin Ernstes mit Absurdem. Die Geschichte ist geradliniger als im Erstling «Of Horses and Men». Immer im falschen Moment taucht zum Beispiel ein spanischer Tourist auf, und die Filmmusiker kommentieren das Geschehen im Bild. Trotzdem ist der Kampf der Frau jederzeit nachvollziehbar.
Matthias LerfAborder un sujet aussi crucial avec autant de légèreté a été le pari de Benedikt Erlingsson : le résultat est excellent.
Claudine LevanneurUne proposition réjouissante dont l’apparente naïveté scénaristique, qui inscrit la fable décalée au cœur d’un interventionnisme écologiste sans état d’âme, fonctionne comme une arme particulièrement efficace.
Thierry MérangerGalleryo
In «Woman at War» kämpft eine Frau mit Pfeil und Bogen gegen Grosskonzerne. Dabei steht das Filmorchester manchmal mitten im Bild.
Wir kennen das: ein Kuss zum Schluss, ein Sonnenuntergang, ein Orchester, das die Gefühle verstärkt. Schön. Und keiner fragt, wo die Klänge herkommen. Doch, einer tat es, Jean-Luc Godard, der nicht nur stets mit Bildern, sondern auch mit Tönen experimentierte. Er sagte, die Musik sei ein Schauspieler wie jeder andere auch. Deshalb zeigte er in «Prénom Carmen» (1983) ein Streichquartett beim Einspielen der Filmmusik und in «Sauve qui peut (la vie)» (1980) ein ganzes Orchester.
Diesen Gedanken hat der isländische Regisseur Benedikt Erlingsson aufgenommen: In «Woman at War» geht es um eine Kriegerin, die mit Pfeil und Bogen ganz alleine Starkstromleitungen sabotiert und Aluminium-Multis bekämpft. Ganz alleine? Eben nicht. Hinter ihr stehen ein paar Männer auf der Wiese und machen Musik zu den Bildern. Später begleitet auch ein ukrainischer Frauenchor das Geschehen.
Erlingsson kommt vom Theater und hat sich dort inspirieren lassen. «Auf der Bühne sind Musiker normal, im Film wirken sie verwirrend», sagt er. Deshalb kalkuliert er die Verwirrung eben ein, zeigt das Orchester mit seinen archaischen isländischen Instrumenten trotzig immer wieder: da die Schauspielerin, daneben die Begleitung.
Was zuerst wie ein Mätzchen wirkt, funktioniert mit der Zeit prächtig, denn die Musiker beginnen sanft auch in die Filmhandlung einzugreifen: da ein ermunternder Blick für die einsame Kämpferin, dort eine deutliche Aufforderung. Sie werden zu Verbündeten. Nur etwas fehlt. Wenn die Musiker schon mitspielen, könnte die Darstellerin doch auch beim Orchester mitmachen und kräftig auf die Pauke hauen. Dazu kommt es nicht. Aber immerhin: Als Tarnung für ihr anarchistisches Tun dirigiert sie einen Chor.