Fauves
Robin Erard, Switzerland, France, Belgium, 2017o
A constant war goes on between 18-year-old Oskar and his foster father Elvis. The sports teacher with ambitions for the school management dominates his environment with great discipline. The junior, however, who is stumbling upon an apprenticeship as a watchmaker, dreams of training as a gamekeeper in Zimbabwe. Conditions escalate with murderous logic as Elvis expands his machinations into criminality.
Der Westschweizer Debütregisseur Robin Erard macht Kino, wie man es hierzulande selten sieht: leidenschaftlich, temporeich, im besten Sinne manipulativ und mit einem Das-muss-man-gesehen-haben-Argument: Wie sich Jonathan Zaccaï als Lehrer in «Fauves» windet und intrigiert, ist von erlesener Boshaftigkeit.
Hans Jürg ZinsliAvec le court-métrage Elder Jackson, le jeune réalisateur suisse Robin Erard nous avait déjà transportés dans des lieux mystérieux peuplés de personnages ambivalents. Avec son premier long, Fauves, le surréalisme "made in Switzerland" de son cinéma atteint des sommets.
Muriel Del DonGalleryo
Der Westschweizer Regisseur Robin Erard setzt in seinem Spielfilmdebüt «Fauves» auf Symbolkraft und erzählerische Wucht.
Zwischen dem 18-jährigen Oskar (Zacharie Chasseriaud) und seinem Pflegevater Elvis (Jonathan Zaccaï) herrscht Krieg. Der Sportpädagoge mit Ambitionen auf die ausgeschriebene Schulleitung dominiert sein Umfeld mit Disziplin und flotten Sprüchen. Der Junior dagegen, der in einer Uhrmacherlehre in La Chaux-de-Fonds versauert, träumt von einer Wildhüter-Ausbildung in Zimbabwe, wo seine Eltern lebten.
Die Ausgangslage von «Fauves» verspricht Drastisches, und tatsächlich macht sich der jugendliche Held eines unbeabsichtigten Totschlags schuldig und ignoriert deshalb bald seine neue Freundin (Isaline Prévost). Solche Brutalität liegt in der Natur der Geschichte. Wenn sogar die hochschwangere Gattin (Bérénice Baôo) Elvis unablässig zusammenstaucht, hat man es – gemäss Filmtitel – mit Raubtieren zu tun, die alle auf ihre Art kämpfen, was nicht ohne Blutvergiessen geht.
Mag sein, dass die Plausibilität bei solch archaischem Kräftemessen arg strapaziert wird, insbesondere was die vielen zufälligen Rencontres der Figuren betrifft. Handkehrum lässt sich festhalten, dass der Westschweizer Regisseur Robin Erard in seinem Spielfilmdebüt konsequent auf Symbolkraft und erzählerische Wucht setzt. Das sieht man schon in der Auftaktszene, als der Bogenschütze Oskar erst dann motiviert ist, als sich Elvis persönlich vor die Zielscheibe stellt.
Eine markante Bildsprache und einen schmissigen Soundtrack bekommen wir obendrein, denn Robin Erard macht Kino, wie man es in der Schweiz zu selten sieht: leidenschaftlich, temporeich, im besten Sinne manipulativ und mit einem Das-muss-man-gesehen-haben-Argument: Wie sich dieser Elvis windet, wie er intrigiert und sich danebenbenimmt, ist von erlesener Boshaftigkeit.
Da schaut man dem belgischen Darsteller Jonathan Zaccaï gerne zu. Als Bösewicht verdient er zudem ein unerbittliches Finale – und bekommt es auch. Allerdings: Elvis’ nächste Umgebung ist nicht viel besser, was Gefälligkeiten, Mauscheleien und sonstige beruflich-familiäre Verstrickungen betrifft. Und das zeigt dieser Film ganz ungeschminkt.